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Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Form der Verhaltenstherapie. Sie entwickelte sich seit den 1960er Jahren aus dem Kognitivismus heraus, der eine Gegenbewegung zur behavioristischen Psychologie darstellt. Zu den Begründern und namhaftesten Vertretern der kognitiven Verhaltenstherapie zählen Albert Ellis, Aaron T. Beck und Donald Meichenbaum.
Kurz gefasst besteht kognitive Verhaltenstherapie darin, systematisch die Selbstbeobachtung (Introspektion) auszubilden, die der Patient braucht, um krankmachender (z. B. depressogener) kognitiver Verzerrung aus eigener Kraft gegensteuern zu können.
Grundprinzipien
Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren stehen Kognitionen. Kognitionen umfassen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen. Die kognitiven Therapieverfahren, zu denen die kognitive Therapie (KT) und die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) gehören, gehen davon aus, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren. Schwerpunkte der Therapie sind
die Bewusstmachung von Kognitionen,
die Überprüfung von Kognitionen und Schlussfolgerungen auf ihre Angemessenheit,
die Korrektur von irrationalen Einstellungen und
der Transfer der korrigierten Einstellungen ins konkrete Verhalten.
Die kognitive Therapie stellt somit die aktive Gestaltung des Wahrnehmungsprozesses in den Vordergrund, weil in letzter Instanz nicht die objektive Realität, sondern die subjektive Sicht des Betrachtenden über das Verhalten entscheidet. Ist die Kognition inadäquat (z. B. durch Wahrnehmungsselektion und -bewertung), ist auch die Möglichkeit beeinträchtigt, Affekt und Verhalten zu korrigieren. Vor allem spontanes und emotional getriebenes Verhalten sind sehr von der Art beeinflusst, wie ein Mensch sein Modell der Umwelt gedanklich strukturiert hat.
Geschichte
Die Idee, dass es nicht Geschehnisse sind, die einen Menschen verstören, sondern vielmehr die Sichtweisen, die er auf diese Geschehnisse nimmt, findet sich bereits in der antiken Philosophie (Zenon, Chrysippos, Cicero, Seneca, Epiktet). Im frühen 20. Jahrhundert war Alfred Adler derjenige Psychologe, der den Gedanken der späteren kognitiven Verhaltenstherapie am nächsten stand.[1] 1930 schrieb er: „Wir leiden nicht unter dem Schock unserer Erfahrungen (dem sogenannten Trauma), sondern machen daraus genau das, was unseren Zwecken am besten dient.“[2] Weitere psychoanalytisch geschulte Autoren, die Anregungen geliefert haben, sind Franz Alexander, Karen Horney, Leon J. Saul und Harry Stack Sullivan.[3] Von Seiten der Philosophie haben Immanuel Kant, Martin Heidegger und Edmund Husserl anregend gewirkt; Karl Jaspers, Ludwig Binswanger und Erwin W. Straus hatten deren Einsichten bereits früh auch auf psychiatrische Sachverhalte angewandt.[4] Ein weiterer Wegbereiter war Jean Piaget, in dessen Werk die Kognition ebenfalls eine zentrale Funktion gespielt hat.[1]
Grundlegend für die Entstehung der heutigen kognitiven Verhaltenstherapie war George A. Kellys 1955 erschienenes Werk The psychology of personal constructs. Kelly hatte darin nicht nur eine Theorie der persönlichen Konstrukte formuliert, die die Erwartungen eines Menschen steuern und für schmerzhafte emotionale Konsequenzen sorgen; er gab auch bereits einen Therapieansatz vor. Die Rolle des Therapeuten sei es demnach, dem Patienten zu helfen, sich dysfunktionaler, irrationaler Denkmuster bewusst zu werden und diese durch realistischere zu ersetzen.[1] 1957 begann Albert Ellis, die Theorie präziser zu fassen. Er beschrieb eine Triade aus a. auslösendem Umweltereignis (activating event), b. persönlichem Konstrukt (intervening belief) und c. schmerzhafter emotionaler Konsequenz (emotional consequence).[5] Eric Berne und Jerome D. Frank trugen von 1961 an weitere Therapiekonzepte und -methoden bei.[6]
1972 schloss sich Arnold Lazarus an und argumentierte: „man kann sagen, dass das Gros der psychotherapeutischen Bemühungen sich darum dreht, falsche Vorstellungen zu korrigieren“. Lazarus war davon überzeugt, dass diese Korrektur direkt in Verhaltensänderungen münden könne.[7] Kenneth S. Bowers trug zur Differenzierung bei, indem er sich kritisch gegenüber dem „Situationismus“ des klassischen Behaviorismus äußerte und betonte, dass hier kein einfaches Reiz-Reaktions-Schema vorliege.[8] Mitte der 1970er Jahre gestalteten Michael J. Mahoney, Maxie C. Maultsby, Marvin L. Goldfried, Gerald C. Davison, Donald Meichenbaum, Alan E. Kazdin und G. Terence Wilson Theorie und Therapie weiter aus.[9]
Aaron Beck hatte sich 1963 zum ersten Mal in den Diskurs eingeschaltet.[10] Mit Werken wie Cognitive therapy and the emotional disorders (1976) und Cognitive therapy of depression (1979) wurde er zum bedeutendsten Vertreter der Lehre.
Theoretischer Hintergrund
Ausgangspunkt und theoretische Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie ist die kognitive Theorie der Depression. Beck und seine Kollegen gehen davon aus, dass eine Depression etwas anderes ist als Dysphorie und Trauer und dass kognitive Verzerrung darin eine Schlüsselrolle spielt. Depressive Patienten haben nach dieser Theorie unrealistische pessimistische Erwartungen, die hartnäckig chronifiziert sind und sich selbst verstärken. Depressive richten ihr Denken an bestimmten Thesen aus – Thesen über sich selbst (z. B. „Ich verdiene keine Liebe.“), über die Welt („Andere erwarten zu viel von mir.“) und über die Zukunft („Es wird nichts Gutes mehr kommen.“) –, deren Wahrheitsgehalt nicht geprüft wird. Alle Wahrnehmungen werden so zurechtgebogen, dass sie diese Thesen nicht entkräften, sondern bestätigen. Daraus ergibt sich ein automatisiertes zirkuläres Denken, mit dem der Patient sich selbst systematisch in Niederlagen begibt.
Analyse
Eingangs werden die kognitiven Grundannahmen beschrieben, die den automatischen Gedanken zu Grunde liegen, gefolgt von einer Beschreibung der automatischen Gedanken, die einer Person aufgrund problematischer Ereignisse durch den Kopf gehen. Weiterhin wird erforscht, bei welchen Ereignissen die automatischen Gedanken auftreten; in diesem Zusammenhang ist es von wesentlicher Bedeutung, was genau nun die automatischen Gedanken in der jeweiligen Situation ausgelöst hat.
Anschließend versucht die Analyse zu erfassen, welche Gefühle, welches Verhalten und welche körperlichen Reaktionen mit den automatischen Gedanken verbunden sind. So können die körperlichen Symptome beispielsweise schon ein erster Anhaltspunkt dafür sein, wie, wo und wann diese Grundannahme entstanden sein könnte. Im letzten Schritt versucht der Analytiker herauszufinden, welche prägenden Erlebnisse der Klient in seiner Kindheit erfahren musste. Gleichzeitig wird untersucht, inwieweit die Erlebnisse für die Entstehung sowie für die Aufrechterhaltung der Grundannahmen verantwortlich sind.
Therapie
Die kognitive Verhaltenstherapie verbindet Methoden auf kognitiver Ebene und Verhaltensebene. Um eine Veränderung kognitiver Muster und damit verbundener Verhaltensweisen zu erreichen, werden kognitive Verfahren und verhaltensorientierte Verfahren eingesetzt. Die Therapie ist didaktisch und direktiv, d. h. der Therapeut fungiert als Lehrer; doch soll der Klient befähigt werden, selbstständig zu denken, zu fühlen und zu handeln.[11]
Grundannahme des therapeutischen Vorgehens
Werden die Kognitionen inhaltlich verändert, so wird auch das Erleben, das Fühlen und das Verhalten einer Person sich verändern. Eine Korrektur von dysfunktionalen Kognitionen führt zumindest zu einer Besserung des Zustandes der depressiven Person.
Ziel der Therapie
Das Hauptziel der Kognitiven Therapie nach der Beck’schen Theorie ist es, die verzerrten, nicht realitätsgerechten Kognitionen, die der depressiven Störung des Klienten zu Grunde liegen, zu verändern in Richtung auf eine realitätsadäquatere Wahrnehmung und Interpretation der Realität. Das depressive Denken, das als global, eindimensional, absolutistisch, irreversibel und bewertend beschrieben wird, soll hin zu einem differenzierten Denken mit den Attributen konkret, mehrdimensional, relativierend, reversibel und nicht wertend beeinflusst werden. Der Klient soll im Laufe der Therapie lernen, seine verzerrten, nicht realitätsgerechten Kognitionen selbständig zu identifizieren und letztlich auch zu verändern.
Bevor die kognitive Therapie im engeren Sinne stattfinden kann, werden in der Regel verhaltenstherapeutische Maßnahmen eingeleitet, um das Aktivitätsniveau des Klienten schrittweise zu steigern, da Inaktivität sehr häufig bei depressiven Patienten auftritt.
Sechs Schritte der kognitiven Umstrukturierung
1. Vorstellung des kognitiven Modells
Zu Beginn der Therapie versucht der Therapeut dem Klienten die Zusammenhänge zwischen automatischen Gedanken und den kognitiven Grundannahmen zu erklären. Denn es ist entscheidend, dass der Klient weiß, wie die Therapie funktionieren soll. Auf diese Weise verspricht man sich einen größeren Therapieerfolg, da der Klient weiß, was der Therapeut mit seinem methodischen Vorgehen beabsichtigt und was dies bei ihm auslösen soll.
2. Aufdeckung und Bewusstwerdung der dysfunktionalen Kognitionen
In dieser Phase der Therapie wird der Klient vornehmlich zur Selbstbeobachtung angehalten. Die Selbstbeobachtung ist der Schlüssel zur Bewusstwerdung der dysfunktionalen Kognitionen. Unterstützend werden dabei auch Rollenspiele und systematische Gesprächstechniken mit eingesetzt.
3. Infragestellen der dysfunktionalen Kognitionen
Sind die dysfunktionalen Kognitionen in der vorangegangenen Phase ins Bewusstsein gedrungen, so geht es im nächsten Abschnitt der Therapie um die Überprüfung der Angemessenheit jener Kognitionen. Der Klient muss nun die Kognitionen hinterfragen und nach rationalen Gesichtspunkten überprüfen, ob sie realistisch und begründet sind.
4. Reflexion der Kognitionen
Der Klient reflektiert seine eigenen Kognitionen, lernt selbst deren Unangemessenheit zu erkennen und wird dadurch fähig, die automatischen Gedanken zu hinterfragen und in letzter Konsequenz abzulegen.
5. Entwicklung alternativer Überzeugungen
In dieser Phase der Therapie werden neue funktionale Überzeugungen ausgebildet, mit denen der Klient zukünftige Situationen positiv beeinflussen und erleben kann. Es erfolgt also eine Umstrukturierung der dysfunktionalen Kognitionen in funktionale.
6. Training der funktionalen Kognitionen
Die so entwickelten funktionalen Kognitionen müssen nun im Sinne der Stabilisierung aktiv im Alltag geübt und trainiert werden. Dies kann in einem frühen Stadium zunächst noch mit z. B. Rollenspielen erreicht werden und später dann in realen Alltagssituationen. Bevor die Therapie als abgeschlossen gelten kann, muss zunächst eine Phase erfolgen, welche von ständigen Erfolgskontrollen geprägt ist. Diese Kontrollen sind nötig, um eventuelle Stagnationen oder Rückschläge rechtzeitig zu erkennen und diesen entgegenwirken zu können.
Methoden der kognitiven Umstrukturierung
Zentrale Methode der Gesprächsführung ist der so genannte „Sokratische Dialog“, damit soll der Klient angeleitet werden, seine dysfunktionalen Denkinhalte zu identifizieren und zu verändern. Kognitive Hausaufgaben (in Form von schriftlichen Trainingseinheiten – z. B. Spaltentechniken, Tagesprotokolle negativer Gedanken) kommen ebenfalls zur Anwendung.
Kern der Technik von Beck ist die so genannte Realitätsüberprüfung. Dabei geht es darum, die verzerrten Kognitionen an der Realität zu testen, das heißt zu überprüfen, inwiefern die formulierten Wahrnehmungen und Interpretationen des Klienten empirisch belegbar sind und welche kognitiven Verzerrungen ihnen möglicherweise zu Grunde liegen. Bei dieser Realitätsüberprüfung wird der Klient zum Beispiel angeleitet, im Alltag Beobachtungen zu sammeln, die seinen Interpretationen bzw. Schlussfolgerungen widersprechen.
Verhaltensorientierte Verfahren
Verhaltensorientierte Verfahren sollen dazu dienen, den Klienten zu aktivieren und seine affektiven Störungen wenigstens ansatzweise in den Griff zu bekommen. Die Änderung des Verhaltens führt zu positiven Emotionen, diese wiederum führen zu veränderten Kognitionen. Zu den verhaltensorientierten Techniken gehören:
graduierte Aufgabenstellung
Aktivitätsplanung und -durchführung
Mastery-and-Pleasure-Technik
Kognitive Verfahren
Kognitionsorientierte Verfahren sollen dazu dienen, eine langfristige kognitive Umstrukturierung zu erreichen: Negative Kognitionen sollen durch rationalere ersetzt werden, was zu aktiverem, kompetenterem Verhalten führen soll. Zu den kognitionsorientierten Verfahren gehören:
Sammeln und Aufzeichnen automatischer Gedanken
Zweispaltentechnik: Argumentieren gegen automatische Gedanken
Erkennen von Mustern kognitiver Verzerrungen
Realitätstesten: Testen der Kognitionen
Umattribution: Trennung der Verantwortlichkeiten (siehe Attributionstheorien)
Entkatastrophisieren
Aufbau von Erwartungen
Segal und andere (2002) postulieren, dass nicht unbedingt eine Veränderung der Inhalte depressiven Denkens notwendig sei, sondern vielmehr eine Änderung der Haltung gegenüber den eigenen Gedanken, Bildern und Erinnerungen.[12]
Verhalten und Rolle des Therapeuten
Becks kognitive Therapie beruht auf dem Prinzip des kollaborativen Empirismus: Klient und Therapeut sind gleichberechtigte Partner, da der Klient als Experte seiner Denkmuster gilt. Aktive Beteiligung des Klienten ist also dringend erforderlich.[13]
Gemeinsamkeit und Unterschied zur Psychoanalyse
Der Gründer der Kognitiven Therapie Aaron T. Beck, hatte zunächst eine Ausbildung zum Psychoanalytiker abgeschlossen. Obwohl sich die Psychoanalyse und die kognitive Therapie nach der Meinung von Beck zwar in der Fokussierung auf das Kernproblem der Patienten ähneln, sei der Unterschied, dass die Psychoanalyse von unbewussten Strukturen ausgeht, während Beck annimmt, dass die dysfunktionalen Schemata bewusst seien.[14] Auch spielen für die Kognitive Therapie lange zurückliegende Ereignisse oder die Handlungen anderer Personen keine ausschlaggebende Rolle.[11]
Wirksamkeit
Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich insbesondere in der Behandlung von Phobien,[15] Panikattacken und Depressionen[16] als sehr effektiv erwiesen.[17][18] Auch bei der Behandlung von Essstörungen wurde ihre Wirksamkeit nachgewiesen[19].
Kritik
Kritik an Becks Ansatz wurde vor allem von John D. Teasdale – selbst ein Pionier der achtsamkeitsbasierten kognitiven Therapie[20] geübt. Ein kurzer Überblick:
Beck postuliert, dass unrealistische Schemata und gestörte Kognitionen die Ursache der Depression sind. Jedoch habe sich gezeigt, dass diese eher die Folge von Depressionen sind als deren Ursache: In Phasen der Erholung verschwinden die dysfunktionalen Einstellungen.
Rationale Argumente erweisen sich trotz Einsicht des Klienten oft als ineffektiv.
Depressives Denken ist zustandsabhängig.
„Depressiver Realismus“[21]: Depressive haben oft bessere Einschätzungen als Nichtdepressive darüber, inwieweit sie Aufgaben bewältigen können oder nicht; sie neigen seltener zu (den Selbstwert fördernder) Selbsttäuschung. Wegen dieser höheren Realitätsgenauigkeit ist die Dysfunktionalität des Denkens fraglich.
Interventionen auf rein kognitiver Ebene reichen laut Teasdale nicht aus, da die depressogenen Schemata aus visuellen, auditiven, somatischen und kognitiven Informationen bestehen. Interventionen müssen diese anderen Modalitäten ebenfalls betreffen.
Psychoanalytische Kritiker knüpfen häufig an der Reduzierung der Psychologie auf eine „Laborwissenschaft“ an. Die Psychoanalyse vertritt die Auffassung, dass es unmöglich sei, die komplexen Zusammenhänge der Psyche in einer Laborsituation nachzustellen. Psychoanalytiker kritisieren, dass verhaltenstherapeutische Therapien vor allem die Reduzierung der Symptome zum Ziel habe, wie dies in der Verhaltenstherapie üblich ist. Durch deren Reduzierung solle nämlich keineswegs die Ursache für eine psychische Störung bekämpft, sondern lediglich ein leidiges Symptom für kurze Zeit verbessert werden. Dadurch können sich Symptome anderer Art bilden. Diesen Vorgang nennt man Symptomverschiebung. Hierdurch bezweifeln sie die Nachhaltigkeit der Verbesserungen. Die in der Verhaltenstherapie vorherrschende Neigung zur Effizienz wird ebenso kritisiert. Mit möglichst kurzen Therapien werde dem Individuum wenig Raum gegeben und lediglich die Krankheit in den Mittelpunkt des Kontakts zwischen Therapeuten und Klienten gestellt. Dies könne eine nachhaltige Heilung verhindern.
Jedoch konnte dieser Kritikpunkt in Katamnesestudien nicht bestätigt werden. Es kommt nach Durchführung oder Inanspruchnahme der kognitiven Verhaltenstherapie nicht häufiger zu Symptomverschiebungen als bei anderen Therapieformen.
Literatur
Aaron T. Beck: Cognitive Therapy and the Emotional Disorders. Intl Universities Press, 1975. ISBN 0-8236-0990-1
Aaron T. Beck: Kognitive Therapie der Depression. Herausgegeben von Martin Hautzinger. Aus dem Amerikanischen von Gisela Bronder. 3. Auflage. Beltz, Weinheim u. a. 2004 (Beltz-Taschenbuch: Psychologie), ISBN 3-407-33023-5.
Beate Wilken: Methoden der Kognitiven Umstrukturierung. Ein Leitfaden für die psychotherapeutische Praxis. 5., aktualisierte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-021324-1 (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher 466).
Dieter Schwartz: Vernunft und Emotion: die Ellis-Methode, Vernunft einsetzen, sich gut fühlen und mehr im Leben erreichen. Praxis der rational-emotiven Verhaltenstherapie. 5. (unveränderte) Auflage. Borgmann (modernes lernen), Dortmund 2007, ISBN 3-86145-165-4.
Jeffrey E. Young, Janet S. Klosko: Sein Leben neu erfinden. Den Teufelskreis selbstschädigenden Verhaltens durchbrechen … und sich wieder glücklich fühlen. Junfermann, Paderborn 2006, ISBN 978-3-87387-619-4 (Originaltitel: Reinventing Your Life. Übersetzt von Theo Kierdorf mit Hildegard Höhr).
Einzelnachweise
1) Aaron T. Beck, A. John Rush, Brian F. Shaw, Gary Emery: Cognitive Therapy of Depression. The Guilford Press, New York 1979, ISBN 0-89862-919-5, S. 8 ff.
2) Gerald Mackenthun (Hrsg.): Alfred Adler – wie wir ihn kannten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-46058-0, S. 273 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
3) Franz Alexander: Psychosomatic Medicine: Its principles and applications. Norton, New York 1950.
Karen Horney: Neurosis and human growth: The struggle towad self-realization. Norton&Co, New York 1950. Leon J. Saul: Emotional maturity. Lippincott, Philadelphia 1947. Harry S. Sullivan: Interpersonal theory of psychiatry. Norton&Co, New York 1953.
4) Karl Jaspers: Allgemeine Psychopathologie. J. Springer, Berlin 1913. Ludwig Binswanger: Der Fall Ellen West: eine anthropologisch-klinische Studie. Orell Füssli, Zürich 1945. Erwin Straus: Phenomenological Psychology: Selected Papers. Basic Books, New York 1966.
5) Albert Ellis: Outcome of employing three techniques of psychotherapy. In: Journal of Clinical Psychology. Band 13, 1957, S. 344–350. Albert Ellis: Reason and emotion in psychotherapy. Lyle Stuart, New York 1962. Albert Ellis: Growth through reason: Verbatim cases in rational-emotive psychotherapy. Science & Behavior Books, Palo Alto 1971. Albert Ellis: Humanistic psychotherapy: The rational-emotive approach. McGraw-Harper, New York 1973.
6) Eric Berne: Transactional analysis in psychotherapy: A systematic individual and social psychiatry. Grove Press, New York 1961. Eric Berne: Games people play. Grove Press, New York 1964. Jerome Frank: Persuation and healing. Johns Hopkins Press, Baltimore 1961.
7) Arnold Lazarus: Behavior therapy and beyond. McGraw-Hill, New York 1972, S. 165.
8) Kenneth S. Bowers: Situationism: An analysis and critique. In: Psychological Review. Band 80, 1973, S. 307–336.
9) Michael J. Mahoney: Cognition and behavior modification. Ballinger, Cambridge 1974. Maxie C. Maultsby: Help yourself to happiness through rational self-counseling. Esplanade Books, Boston 1975. Marvin L. Goldfried, Gerald C. Davison: Clinical behavior therapy. Holt, Rinehart, and Winston, New York 1976. Donald B. Meichenbaum: Cognitive-behavior modification: An integrative approach. Plenum, New York 1977. Alan E. Kazdin, G. Terence Wilson: Evaluation of behavior therapy: Issues, evidence, and research strategies. Ballinger, Cambridge MA 1978.
10) Aaron T. Beck: Thinking and depression: Idiosyncratic content and cognitive distortions. In: Archives of General Psychiatry. 1963, S. 324–333.
11) Gerald Corey: Case Approach to Counseling and Psychotherapy. 4. Auflage. Brooks/Cole, Pacific Grove, CA 1996, ISBN 0-534-26580-4, S. 7.
12) eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
13) Frank Wills: Kognitive Therapie nach Aaron T. Beck. Junfermann Verlag GmbH, 2014, ISBN 978-3-87387-988-1.
14) John F. Clarkin, Frank E. Yeomans, Otto F. Kernberg: Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit: Manual zur psychodynamischen Therapie. Schattauer, 2017, ISBN 978-3-7945-2579-9, S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
15) Tilo Kircher et al.: Effect of cognitive-behavioral therapy on neural correlates of fear conditioning in panic disorder. In: Biological psychiatry 73.1 (2013): 93-101.
16) Giovanni A. Fava et al.: Six-year outcome of cognitive behavior therapy for prevention of recurrent depression In: American Journal of Psychiatry (2014).
17) Andrew C. Butler et al.: The empirical status of cognitive-behavioral therapy: a review of meta-analyses. In: Clinical psychology review 26.1 (2006): 17-31.
18) Stefan G. Hofmann, et al.: The efficacy of cognitive behavioral therapy: a review of meta-analyses. In: Cognitive therapy and research 36.5 (2012): 427-440.
19) Fairburn, C. G., Cooper, Z., Shafran, R: Cognitive Behaviour therapy for eating disorders: A “transdiagnostic” theory and treatment. In: Behaviour Research and Therapy. Band 41, 2003, S. 509–528.
20) Zindel V. Segal, J. Mark G. Williams, John D. Teasdale: Mindfulness-based cognitive therapy for depression: A new approach to preventing relapse. Guilford Press, 2002.
21) Linda J. Koenig, Caroline M. Clements, LAuren B. Alloy: Depression and the illusion of control: The role of esteem maintenance and impression management. In: Canadian Journal of Behavioural Science / Revue canadienne des sciences du comportement, Vol. 24, H. 2, April 1992, S. 233–252. doi:10.1037/h0078706
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Verhaltenstherapie. 07.11.2019)
SORKC-Modell
Das SORKC-Modell (auch SORCK-Modell[1][2], SORK-Modell[3] oder SORC-Modell[4][5]) ist eine Erweiterung des operanten Konditionierens (S: Stimulus → R: Reaktion → C: Konsequenz) nach Burrhus Frederic Skinner, welches zuerst von Lindsley im Jahr 1964 um die Variable K (Kontingenz) erweitert wurde und später im Jahr 1969 von Frederick Kanfer und G. Saslow um die kognitiven Elemente O (Organismus).[6]
Es ist ein Verhaltensmodell, das fünf Bestimmungsstücke als Grundlage von Lernvorgängen beschreibt. Im deutschen Sprachraum wurde daraus eine „Verhaltensgleichung“ geprägt, also ein Modell, das sowohl Verhalten als auch den Erwerb von Verhalten erklärt. Das von G. A. Saslow mitentwickelte SORKC-Schema gilt in der Verhaltenstherapie mittlerweile als Standard für die Erklärung des Zustandekommens von pathopsychologischen Verhalten in ätiologischer Hinsicht, aber auch des Ablaufs dieses Verhaltens in der konkreten Situation.
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Das SORKC- Modell wurde von Frederick Kanfer im Zuge der kognitiven Orientierung der Verhaltenstherapie in den 1970er Jahren um Burrhus Frederic Skinner entwickelt. Kanfer selbst wollte das SORKC-Modell eher als Arbeitshypothese verstanden wissen und versuchte immer, auch auf andere Ansätze und Entwicklungen hinzuweisen. Die axiomhafte Anwendung des SORKC-Schemas bekämpfte er.
S (Stimulus) bezeichnet eine äußere oder innere Reizsituation. Der Stimulus erfasst die das Verhalten auslösenden Bedingungen (In welcher Situation tritt das Verhalten auf?).
O (Organismusvariable) bezeichnet die individuellen biologischen und lerngeschichtlichen Ausgangsbedingungen bzw. Charakteristika der Person auf den Stimulus.
R (Reaktion bzw. Verhalten) bezeichnet die Reaktion auf den Stimulus nach der Verarbeitung durch den Organismus auf kognitiver, motorischer, vegetativer und affektiver Ebene.
K (Kontingenz) bezeichnet die Regelmäßigkeit des Auftretens der Konsequenz nach der Reaktion.[7]
C (Konsequenz) bezieht sich auf das Einsetzen einer Verstärkung oder Bestrafung als Folge eines Verhaltens (Was folgt auf das Verhalten?).
In einigen Übersetzungen wird die Zuordnung von K und C vertauscht.[8] Üblicher ist jedoch in der Praxis C für die Konsequenz zu verwenden und dementsprechend zu unterscheiden zwischen C+ (positive Konsequenz: positive Verstärkung), C+/ (Entzug positiver Konsequenz: indirekte Bestrafung), C- (direkte Bestrafung) und C-/ (Entzug negativer Konsequenz: negative Verstärkung).
Im SORKC-Modell sind die zentralen Lernmechanismen vereinigt: Während sich S und R auf die klassische Konditionierung (ein Reiz löst ein bestimmtes Verhalten aus) beziehen, umfassen R und C das operante Lernen (positive bzw. negative Konsequenzen steuern ein Verhalten). Im Falle der klassischen Konditionierung ist S ein konditionierter Stimulus (CS), im Falle der operanten Konditionierung wäre S ein diskriminativer Stimulus (SD, SΔ), der anzeigt, ob im Falle einer Reaktion eine Konsequenz (C) erfolgt.[9]
Grundsätzlich kann man also sagen:
S → O → R → K → C
Ein Reiz wirkt auf einen Organismus ein, der bei diesem eine emotionale-physiologische Reaktion auslöst. Nachfolgend ergibt sich eine Konsequenz aus der Reaktion (z. B. Erleichterung durch Flucht). Läuft dieser Vorgang häufig ab, verstärkt sich die Reaktion; es wird gelernt, bestimmte Verhaltensweisen bilden sich heraus. Auf diese Weise können unter anderem psychische Krankheiten oder Verhaltensstörungen entstehen oder auch bekämpft werden - bspw. durch ein Einüben anderer Verhaltensweisen oder durch eine Veränderung von Stimuli. Dieser Ansatz wird vor allem in der Verhaltenstherapie verfolgt.
Beispiele
Beispiel mit dem Verhalten eines Zwangspatienten (Kontrollzwang):
S: Die Person verlässt ihre Wohnung (externe auslösende Situation).
O: Sich Sorgen zu machen und in Grübelschleifen zu geraten, gehört zum Denkstil des Patienten.[10]
R(kognitiv): „Das Haus könnte abbrennen, falls ich vergessen habe den Herd auszuschalten oder ein Kabel durchbrennt.“
R(emotional): Angst, starke Beunruhigung.[10]
R(physiologisch): Anspannung, Unruhe.[10];
R(motorisch): Daraufhin geht er zurück in die Wohnung, kontrolliert den Herd und sucht alle Räume ab, ob auch wirklich alle Stecker gezogen sind.
K: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, sich nach dem Kontrollieren (R) zu entspannen (C-/).[10]
C-/(kurzfristig): Als Konsequenz (C) tritt bei der Person eine Spannungsreduktion auf, jedoch verstärkt sich hierdurch der Kontrollzwang (R(motorisch)). Die Reduktion der unangenehm empfundenen Spannung wird deshalb als negative Verstärkung (C-/) bezeichnet, weil sich dadurch die Häufigkeit des Kontrollierens verstärkt.
C+/(langfristig): Der Patient vermeidet aus dem Haus zu gehen und verliert dadurch soziale Kontakte.
Literatur
Frederick H. Kanfer, Hans Reinecker, Dieter Schmelzer: Selbstmanagement-Therapie. Springer: Berlin, Heidelberg, 3. Aufl. 2000, S. 36 ff
Clemens Hillenbrand: Einführung in die Pädagogik bei Verhaltensstörungen, 3. Auflage. München 2006.
Michael Borg-Laufs: Störungsübergreifendes Diagnostik-System für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (SDS-KJ). 2. Auflage, DGVT-Verlag, Tübingen 2011
Einzelnachweise
1) Michael Borg-Laufs, Heiko Hungerige: Selbstmanagementtherapie mit Kindern. Ein Praxisbuch. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-608-89104-1, S. 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
2) Frank Schneider, Sabbrina Weber-Papen: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie ...in 5 Tagen. Springer, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-89049-2, S. 85 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
3) Wulf Rössler: Psychiatrische Rehabilitation. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-40735-9, S. 587 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
4) A. Zaby, J. Heider: Verhaltenstherapeutische Diagnostik. In: Michael Broda, Wolfgang Senf (Hrsg.): Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-13-106095-2, S. 295 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
5) Fritz Mattejat: Fallkonzeptualisierung, Indikationsstellung und Therapieplanung. In: Helmut Remschmidt, Fritz Mattejat, Andreas Warnke (Hrsg.): Therapie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Ein integratives lehrbuch für die Praxis. Thieme, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-13-143681-8, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
6) Hans-Ulrich Wittchen, Jürgen Hoyer: Klinische Psychologie & Psychotherapie. Springer, 2011, ISBN 978-3-642-13018-2, S. 424 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
7) H.-C. Steinhausen: Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. 2006, S. 61 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
8) Hans-Ulrich Wittchen, Jürgen Hoyer: Klinische Psychologie & Psychotherapie (Lehrbuch mit Online-Materialien). Springer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-642-13018-2, S. 424 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
9) Franz Petermann, Hans Reinecker: Handbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Hogrefe Verlag, 2005, ISBN 978-3-8409-1899-5, S. 148 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
10) Tilo Kircher: Pocket Guide Psychotherapie. Springer, Berlin 2013, ISBN 978-3-642-30008-0, S. 34 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/SORKC-Modell. 07.11.2019)
Verhaltenstherapie
Mit Verhaltenstherapie (VT) wird ein Spektrum von Methoden im Fachgebiet der Psychotherapie bezeichnet. Diesen ist trotz zahlreicher Unterschiede hinsichtlich theoretischer Annahmen und praktischer Methoden gemeinsam, dass sie das Modell der klassischen Konditionierung als zentral für die Abläufe in der menschlichen Psyche bewerten. Ein weiteres Merkmal verhaltenstherapeutischer Verfahren ist die Hilfe zur Selbsthilfe für den Patienten. Im Mittelpunkt steht, dem Patienten nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner Probleme Methoden an die Hand zu geben, die ihn ermächtigen sollen, seine psychischen Beschwerden zu überwinden.
Prinzip der Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren ursprünglich auf der Lerntheorie. Die Grundidee ist, dass störungsbedingtes Verhalten erlernt wurde und auch wieder verlernt werden kann, bzw. dass angemessenere Denk- und Verhaltensweisen erlernt werden können. Inzwischen wurde die Verhaltenstherapie in vielerlei Weise weiterentwickelt und in verschiedene Methoden ausdifferenziert.[1] In der Öffentlichkeit besonders bekannte therapeutische Techniken der Verhaltenstherapie sind Konfrontationen mit auslösenden Reizen (z. B. Exposition, systematische Desensibilisierung) sowie die Verstärkung erwünschten und die Löschung unerwünschten Verhaltens.[2]
Hintergründe
Grundannahmen
Ursprünglich verfolgte die Verhaltenstherapie nach John B. Watson (1878–1958) im Gegensatz zu tiefenpsychologischen Verfahren ein „Black-Box-Modell“, das im Wesentlichen besagt, dass innere Vorgänge für Außenstehende undurchschaubar bleiben und daher nicht analysiert werden sollten. Diese Haltung war ein Versuch, von der intuitiven Vorgehensweise der Tiefenpsychologie wegzukommen, die, wie Wolf Singer es beschreibt, von der Perspektive der 1. Person („Ich beobachte meine Gefühle“) lebt und weitgehend auf Unterstellungen (Ödipuskomplex etc.) angewiesen ist. Die Verhaltenstherapie sucht die Perspektive der 3. Person („Wir schauen gemeinsam auf die Situation“) und ist daher stärker an neurologisch-neurobiologischen Modellen angelehnt, bei der ein Reiz und die messbare Reaktion im Mittelpunkt stehen.
Viele Autoren beschreiben die Verhaltenstherapie als Methode, die gezielt Symptome psychischer Störungen behandeln und die Handlungsfähigkeit des Patienten erweitern soll. Tiefenpsychologische Selbsterkenntnis oder das Erkunden unbewusster seelischer Vorgänge sind dabei nicht zentral.[3][4] Verhaltenstherapeutische Techniken sollen dem Klienten eine bessere Selbstregulation ermöglichen. Charakteristisch für die Verhaltenstherapie ist die Konzentration auf gegenwärtige statt auf vergangene Handlungsursachen, ohne frühere Erfahrungen in der Analyse der Problementstehung zu vernachlässigen. Somit liegt der Schwerpunkt auf beobachtbarem Verhalten und dessen Veränderung.[5]
Die Verhaltenstherapie unterscheidet sich von der Psychoanalyse durch folgende Annahmen: Es wird davon ausgegangen, dass Verhaltensweisen erlernt und auch wieder verlernt werden können.[6] Allerdings werden genetische Unterschiede als Ursachen von Störungen mit berücksichtigt, etwa in den so genannten Vulnerabilitäts-Stress-Modellen. Dabei wird eine ererbte Stressanfälligkeit als Voraussetzung einer Störung berücksichtigt. In ihren Annahmen über ätiologische Störungsmodelle ist die Verhaltenstherapie nur begrenzt bestimmten Theorien verpflichtet und kann daher neue empirische Erkenntnisse in ihre Modelle und Theorien integrieren.[7]
Daraus folgt, dass problematisches Verhalten in erster Linie als Ergebnis von Lernprozessen gesehen und durch die Verwendung von Verhaltens- und Lernprinzipien verändert werden soll. Entscheidend ist hierfür eine genaue Verhaltensanalyse zur Bestimmung der augenblicklichen Ursachen eines problematischen Verhaltens. Die Behandlungsstrategien werden sodann individuell auf die Probleme des Patienten angepasst. Um Veränderungen zu bewirken, ist es nicht zwangsläufig notwendig, die Ursprünge des psychischen Problems genau zu ergründen. Gerade bei gut definierten, weniger komplexen psychischen Störungen zeigt sich eine gute Wirksamkeit.[8]
Vorgehensweise
Da sich eine Vielzahl verschiedener verhaltenstherapeutischer Methoden entwickelt haben, gibt es nicht ein verhaltenstherapeutisches Standardverfahren. Üblicherweise steht jedoch am Beginn einer verhaltenstherapeutischen Behandlung die Verhaltens- und Problemanalyse, in der die Probleme des Patienten in Abhängigkeit zu ihren aufrechterhaltenden Bedingungen und im Hinblick auf ihre Konsequenzen untersucht werden. Ein zugrundeliegendes Konzept ist dabei die Verhaltensanalyse nach Frederick Kanfer, das so genannte SORKC-Modell.[9] Neben der Untersuchung von Reiz-Reaktions-Zusammenhängen werden in der Regel auch Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse mit einbezogen. Ebenso die Einflüsse des erweiterten Umfelds des Patienten, wie zum Beispiel das Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten. Auch die Ebene der Pläne und Systemregeln wird berücksichtigt. Ein weiteres Analysefeld ist die Therapeut-Klient-Beziehung, der heutzutage mehr Platz als in den Anfängen der Verhaltenstherapie eingeräumt wird.[10]
In der Zielanalyse erfolgt gemeinsam mit dem Patienten die Bestimmung und Konkretisierung realistischer Therapieziele, aus denen der Therapeut die einzusetzenden Interventionen auswählt und in Rücksprache und mit Zustimmung des Patienten einsetzt. Im Anschluss an diese Schritte, wird oft ein Therapievertrag vereinbart, in dem Patient und Therapeut Ziele und Aufgaben während der Therapie beschließen.[11][12]
Im weiteren Verlauf der Therapie können verschiedene verhaltenstherapeutische Verfahren eingesetzt werden, die sich auf die Verhaltens- und Zielanalyse beziehen.[13] Übergeordnetes Prinzip ist dabei die Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, der Patient soll in der Therapie lernen, mit dem eigenen Leben (wieder) selbst zurechtzukommen. Die aus der Gesprächspsychotherapie bekannten therapeutischen Basisvariablen wie Echtheit, Empathie und uneingeschränktes Akzeptieren des Patienten sind ein wichtiger Aspekt. Darüber hinaus achtet der Therapeut in der Regel auch auf eine komplementäre Beziehungsgestaltung, wie bei Klaus Grawe beschrieben. Ein weiterer wichtiger Schritt, der neben dem Einsatz von Interventionsmethoden bedacht werden muss, ist der Aufbau einer therapeutischen Allianz bzw. von Veränderungsmotivation.[14] Nach dem Einsatz der eigentlichen Interventionen wird ein Evaluationsprozess durchlaufen, in dem der Erfolg der durchgeführten Methoden überprüft wird. Die beschriebenen Analyse- und Interventionsschritte werden in der therapeutischen Praxis nicht strikt getrennt voneinander durchgeführt, sondern bedingen sich gegenseitig und werden in einem Feedbackprozess immer wieder von neuem durchlaufen.[15]
Verfahren der Verhaltenstherapie (Auswahl)
Um die im Therapievertrag vereinbarten Therapieziele zu erreichen, können in der Verhaltenstherapie inzwischen mehr als 50 verhaltenstherapeutische Einzelverfahren eingesetzt werden. Einige von ihnen seien an dieser Stelle genannt:
Konfrontationsverfahren
In der Konfrontationstherapie werden Verfahren angewendet, die auf dem Modell der klassischen Konditionierung aufbauen mit dem Ziel eine Extinktion, Gegenkonditionierung oder Habituation zu erreichen. Expositionsverfahren können zum einen in massierter oder graduierter Form und in vivo oder in sensu angewandt werden. Zudem können die Dauer (kontinuierlich) und das Ausmaß des Selbstmanagement (Selbst-Exposition) variiert werden. Diese Verfahren werden vorwiegend bei Phobien, Panik- und Zwangsstörungen eingesetzt.
Systematische Desensibilisierung: Exposition mit hierarchisch abgestuften aversiven Stimuli, zunächst in sensu, dann in vivo, gekoppelt mit Entspannung
Flooding (Reizüberflutung): unmittelbare Konfrontation mit Stimuli in höchster Intensität
Aversionstherapie
Reaktionsverhinderung
Screen-Technik
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) nach Francine Shapiro
Extinctions (Habituations)-Training (graduierte Löschung): In-vivo-Konfrontation mit abgestuften aversiven Stimuli
Implosion (aus tiefenpsychologischer Tradition): Konfrontation mit Angststimuli in der Vorstellung
Angstbewältigungstraining: Kombination verschiedener Expositionsverfahren mit anderen Bewältigungsstrategien
Operante Verfahren
Bei den operanten Verfahren wird das Verhalten mittels Verstärkung (Erhöhung der Häufigkeit (Wahrscheinlichkeit) eines Verhaltens) oder Bestrafung (Reduzierung der Verhaltenshäufigkeit) modifiziert (Verhaltensmodifikation). Positive Verstärkung geschieht durch Zuführung von angenehmen Reizen, negative Verstärkung durch Wegnahme von unangenehmen Reizen. Direkte Bestrafung erfolgt durch Zuführung von unangenehmen Reizen, indirekte Bestrafung durch Wegnahme von angenehmen Reizen, z. B. Time-out-Technik. Prinzipien beim Aufbau von Verhalten sind: Verhaltensformung (Shaping), Verhaltenskettung (Chaining), Prompting, Differentielle Verstärkung, Diskrimination, Fading und Generalisierung und für den Abbau von Verhalten: Löschung, Bestrafung und Vergessen.
Biofeedback nach Miller
Token-System (Token economy)
Response-Cost
Kontingenzverträge: Zielverhalten und Verstärker werden genau (schriftlich) festgelegt
Dialektisch-behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach Marsha M. Linehan
Training sozialer Kompetenzen (Social Skills Training), z. B. das Assertiveness Training Programme nach Ullrich & Ullrich de Muynck; das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen nach Hinsch & Pfingsten oder die sozialen Kompetenztrainings mit Kindern nach Petermann & Petermann. In der verwandten Form des Trainings zwischenmenschlicher Fertigkeiten ist es ein wesentlicher Bestandteil der Dialektisch-behavioralen Therapie (DBT) nach Marsha M. Linehan
Habit-Reversal-Training nach Azrin & Nunn
Rollenspiel
Kommunikationstraining
Training von Entspannungstechniken (v. a. Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training)
Euthyme Therapie (Genusstherapie)
Negatives Üben
Kognitive Ansätze
Kognitive Ansätze der VT basieren auf kognitiven Theorien des Verhaltens. Ein Individuum interpretiert und transformiert aktiv Informationen (Umgebungsreize) und strukturiert die Erfahrungen (Ordnen und Bewerten der Realität). Kognitionen beeinflussen als transformierte Reize das Verhalten. Verhaltensprobleme sind das Ergebnis falscher Annahmen, unvollständiger Schlüsse, inadäquater Selbstinstruktionen und unzureichender Problemlösefähigkeiten.
Kognitive Therapie nach Aaron T. Beck
Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT), vormals verkürzt Rational-Emotive Therapie (RET) genannt, nach Albert Ellis
Ärgermanagement nach Raymond W. Novaco
Stressmanagement bzw. Stressimpfungstraining nach Donald Meichenbaum
Selbstverbalisation bzw. Selbstinstruktionstraining nach Donald Meichenbaum
Problemlösetraining nach D’Zurilla & Goldfried
Attributionstherapie (Seligman, Bandura)
Schmerzmanagement nach Turk
Selbstmanagement-Therapie nach Frederick Kanfer
Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion nach Jon Kabat-Zinn
Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) nach Steven C. Hayes
Kognitive Umstrukturierung
Schematherapie nach Jeffrey E. Young
Sonstige Verfahren
Multimodale Therapie (BASIC-ID) nach Arnold A. Lazarus
Siehe auch: Stressmodell von Lazarus (1974)
Anwendungsbereiche
Verhaltenstherapeutische Methoden werden heutzutage bei vielen psychischen Störungen und psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt. Nach dem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie der deutschen Bundesregierung kann Psychotherapie indiziert sein bei:[16]
Abhängigkeiten von psychotropen Substanzen (z. B. Alkoholabhängigkeit)
(teil)remittierten psychotischen Erkrankungen (u. a. Schizophrenie) und wahnhaften Störungen
affektiven Störungen (z. B. Depression)
Angststörungen (z. B. Agoraphobie, Spezifische Phobie (Liste), Soziale Phobie, Panikstörung, Zwangsstörung)
Belastungsstörungen (z. B. Posttraumatische Belastungsstörung)
Dissoziativen, Konversions- und somatoformen Störungen
Essstörungen (z. B. Anorexia nervosa, Bulimia nervosa)
Persönlichkeitsstörungen (z. B. Borderline-Persönlichkeitsstörung)
psychosomatischen Erkrankungen (z. B. Spannungskopfschmerz, Bluthochdruck)
Formen
Individuelle Verhaltenstherapie (VT) oder Kognitive Verhaltenstherapie (KVT, KogVT)
Paartherapie
Familientherapie
Gruppentherapie
Gemeindepsychologie
Prävention
Verhaltensmedizin
Aus der Verhaltenstherapie ist die Verhaltensmedizin hervorgegangen. Sie befasst sich mit der Anwendung verhaltenstherapeutischer Erkenntnisse auf allgemeine medizinische Sachverhalte; zum Beispiel mit der ergänzenden Behandlung von körperlichen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Asthma, Diabetes, Spannungskopfschmerz, Tinnitus mit psychologischen Mitteln. Dies geschieht etwa dadurch, dass der Patient lernt, angemessener mit seiner Erkrankung umzugehen. Die Verhaltensmedizin beschäftigt sich mit Gesundheitsverhalten.[17]
Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten
Situation in Deutschland
Verhaltenstherapeut (psychologischer bzw. ärztlicher Psychotherapeut mit Fachkundenachweis in der Verhaltenstherapie) wird man durch eine 3- bis 5-jährige Ausbildung und die Erlangung einer staatlichen Approbation zur Ausübung eines Heilberufes. Voraussetzung für die Therapieausbildung ist, dass man einen Hochschulabschluss in Medizin oder Psychologie mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie besitzt. Neben den Psychologen und Medizinern können Diplom-Pädagogen, Diplom-Sozialpädagogen, Diplom-Sozialarbeiter sowie Diplom-Heilpädagogen nach einer entsprechenden 3- bis 5-jährigen Weiterbildung die Zulassung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut erlangen. Die Approbation zum Psychotherapeuten kann nach Ablegung des Staatsexamens bei der zuständigen Bezirksregierung beantragt werden. Neben einem erfolgreichen Abschluss müssen dafür weitere Voraussetzungen vorliegen, beispielsweise geistige Gesundheit, keine Vorstrafen.
Geschichte und Rezeption
Entwicklungsgeschichte der Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie hat ihren Ursprung in den psychologischen Lerntheorien. Erste Schritte, die als verhaltenstherapeutisch bezeichnet werden können, nahm bereits Paul Dubois und später Mary Cover Jones 1924 vor. Jones therapierte ängstliche Kinder durch Konfrontation mit dem angstauslösenden Objekt.[18] Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es, lerntheoretisch fundierte Verfahren systematisch zur Behandlung psychischer Störungen, insbesondere Phobien, einzusetzen. So entwickelte z. B. der Südafrikaner Joseph Wolpe die Systematische Desensibilisierung, ein graduiertes Konfrontationsverfahren, in Kombination mit der Progressiven Muskelentspannung von Edmund Jacobson. Auf der anderen Seite wurde die operante Konditionierung von behavioristisch orientierten Therapeuten wie z. B. Ayllon und Azrin für die therapeutische Verhaltensmodifikation nutzbar gemacht. Mit ihr konnte erstmals mit nennenswertem Erfolg Menschen mit schwersten psychischen Störungen wie der Schizophrenie psychotherapeutisch geholfen werden. Seit den 1970er Jahren sind die Prinzipien der Verhaltenstherapie auch auf pädagogische Felder (Vorschule, Schule, Hochschule, Familie etc.) übertragen worden. Dieser Anwendungsbereich wird „Pädagogische Verhaltensmodifikation“ bezeichnet.[19]
Seit den 1960er und 1970er Jahren hat diese klassische Verhaltenstherapie zunehmend andere Gebiete der wissenschaftlichen Psychologie und Psychotherapie aufgegriffen und integriert.[20] Der Begriff kognitive Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie trägt der Tatsache Rechnung, dass die Verhaltenstherapie sich außer mit der äußeren Verhaltensänderung auch mit der Veränderung der kognitiven, gedanklichen Schemata des Menschen beschäftigt. Begründer und Vorreiter der kognitiven Verhaltenstherapie waren unter anderem Albert Ellis, Aaron T. Beck und Donald Meichenbaum. Nach dieser so genannten kognitiven Wende haben sich kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapien für die Mehrzahl der psychischen Störungen entwickelt. Zu den neuesten Therapieformen zählt beispielsweise die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) für emotional-instabile Persönlichkeitsstörungen. Die DBT beruht wie andere verhaltenstherapeutische Ansätze auf lerntheoretischen Grundprinzipien, ist aber sowohl von den Themen, die in die Behandlung mit einbezogen werden, als auch vom Methodenrepertoire her deutlich breiter angelegt als klassisch verhaltenstherapeutische Ansätze.[21] So werden beispielsweise Wert- und Sinnfragen erörtert und meditative Praktiken buddhistischer Prägung in die Behandlung integriert. Zunehmend ist die Rede von einer „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie, der neben der DBT auch Ansätze wie die Funktional-analytische Psychotherapie (FAP), die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) oder die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie der Depression (engl. Mindfulness Based Cognitive Therapy, MBCT) zugerechnet werden.[22]
Kritik an der Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie ist eine erwiesenermaßen wirksame Therapie bei zahlreichen psychischen Krankheitssymptomen.[23] Gleichwohl richtet sich gegen die Verhaltenstherapie bzw. manche ihrer Techniken ebenso Kritik, wie gegen andere Therapie- und Behandlungsverfahren auch. Vor allem der Behaviorismus als frühere Grundlage der VT ist aufgrund seiner reduktionistischen Herangehensweise kritisiert worden. Im Behaviorismus geht man davon aus, dass innerpsychische Prozesse wie Denken, Fühlen usw. nicht wissenschaftlich erforscht werden können. Er geht bei seinen Forschungen des Verhaltens von einer Black Box aus. Des Weiteren sei es beinahe unmöglich, die Verursachung von psychischen Störungen durch Lernerfahrungen wissenschaftlich zu belegen. Auch zirkelhafte Schlüsse könnten in den Belegen für die Richtigkeit der Annahmen des Behaviorismus fälschlicherweise herangezogen werden.[24] Heute gilt der Kognitivismus als das Leitparadigma in der Psychologie. Damit kann er auch als Grundlage der Verhaltenstherapie verstanden werden, die sich stets als praktische Anwendung der Erkenntnisse der Psychologie versteht. Die Kognitive Wende war vor allem wegen der unzureichenden Erklärungsmöglichkeiten für neuere Erkenntnisse des Behaviorismus nötig. Der Kognitivismus wird vor allem wegen seines theoretischen Ansatzes kritisiert. „Die Konzepte der Kognitiven Psychologie (z. B. Schemata) sind vage und nicht immer gut definiert.“[24] Kritiker wenden ein, dass die Erklärungen der kognitiven Psychopathologie wenig hilfreich seien. So ist die Behauptung, dass bspw. Depressive negative Gedanken hätten, für die Erklärung der Entstehung dieser Störung kaum hilfreich, da dies bereits Teil der Diagnose ist. Der Rückschluss, dass negative Gedanken die Depression auslösen, ist nicht schlüssig, da die postulierten negativen Denkschemata Ursache, aber auch Folge der Depression sein können.[24]
Kritisiert wurde ebenfalls die Verwendung von Aversionsverfahren. Bei Aversionsverfahren werden dem Klienten in Kombination mit problematischem Verhalten, Situationen oder Gegenständen unangenehme Reize vermittelt, was teilweise als unethisch angesehen wird. Aversionsverfahren spielen im Spektrum der verhaltenstherapeutischen Verfahren daher nur noch eine untergeordnete und weitgehend historische Rolle.[25]
Literatur
Anil Batra (Hrsg.): Verhaltenstherapie. Grundlagen, Methoden, Anwendungsgebiete. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2013. ISBN 978-3-13-117784-1.
Jürgen Margraf (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie. 4 Bände. 3. Auflage. Springer, Berlin 2009–2012
Eva-Lotta Brakemeier / Frank Jacobi: Verhaltenstherapie in der Praxis. 1. Auflage. Beltz-Verlag, 2017. ISBN 978-3-621-28487-5.
Michael Borg-Laufs (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen. 2 Bände. 2. Auflage. DGVT, Tübingen 2007, ISBN 978-3-87159-072-6.
D. Meichenbaum, D. C. Turk: Therapiemotivation des Patienten. Ihre Förderung in Medizin und Psychotherapie. Ein Handbuch. Aus dem Englischen übersetzt von Lothar Schattenburg. Huber, Bern 1994.
Hans Reinecker: Lehrbuch der Verhaltenstherapie. DGVT, Tübingen 1999, ISBN 3-87159-020-7.
A. Dutschmann: Verhaltenssteuerung bei aggressiven Kindern und Jugendlichen. Manual zum Typ A des ABPro. DGVT, Tübingen 2000.
F. Petermann (Hrsg.): Kinderverhaltenstherapie. Grundlagen und Anwendungen. 5., überarbeitete Auflage. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2015, ISBN 978-3-8340-1430-6.
Jeffrey Young, Janet Klosko, Marjorie Weishaar: Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. 2. Auflage. Junfermann Verlag, Paderborn 2008, ISBN 978-3-87387-578-4.
Clemens Hillenbrand: Einführung in die Pädagogik bei Verhaltensstörung. 3. Auflage. München 2006.
Gerhard Zarbock: Praxisbuch Verhaltenstherapie. Grundlagen und Anwendungen biografisch-systemischer Verhaltenstherapie. Papst Science Publishers, Lengerich 2008, ISBN 978-3-89967-471-2.
W. Singer: Unser Menschenbild, Neurobiologische Überlegungen. Auditorium Verlag, 2003.
Einzelbelege
1) Dirk Revenstorf: Psychotherapeutische Verfahren. Band 1, 2. Auflage. Stuttgart 1994.
2) Brigitte Vetter: Psychiatrie. 7. Auflage. Stuttgart 2007.
3) Stefan Priebe, Donna Wright: The provision of psychotherapy – An international comparison. In: Journal of Public Mental Health. 5 (3), 2006.
4) Doris K. Silverman: What Works in Psychotherapy and How Do We Know?: What Evidence-Based Practice Has to Offer. In: Psychoanalytic Psychology. 22 (2), 2005.
5) T. Poehlke: Psychiatrie. 17. Auflage. 2009.
6) Klaus Schuster: Abenteuer Verhaltenstherapie – Neue Erlebnisse mit sich und der Welt. DTV, 1999.
7) F. Kanfer, D. Schmelzer: Wegweiser Verhaltenstherapie – Psychotherapie als Chance. Springer, 2001.
8) Dirk Revenstorf: Psychotherapeutische Verfahren. Band II: Verhaltenstherapie. Kohlhammer, 1996.
9) Franziska Dietz: Psychologie: Grundlagen, Krankheitsmodelle und Psychotherapie. Marburg 2006.
10) Anil Batra, Reinhard Wassmann, Gerhard Buchkremer: Verhaltenstherapie. Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Thieme, 2013.
11) Jürgen Markgraf, Silvia Schneider: Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 1: Grundlagen, Diagnostik, Verfahren, Rahmenbedingungen. Heidelberg 2009.
12) Th. Heidenreich, J. Michalak (Hrsg.): Die „dritte Welle“ der Verhaltenstherapie. Grundlagen und Praxis. Beltz, 2013, ISBN 978-3-621-28037-2.
13) B. Kröner-Herwig: Die Wirksamkeit von Verhaltenstherapie bei psychischen Störungen von Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen: Expertise zur empirischen Evidenz des Psychotherapieverfahrens Verhaltenstherapie. Dgvt-Verlag, 2004.
14) F. H. Kanfer, D. Schmelzer: Wegweiser Verhaltenstherapie. Berlin 2005.
15) Gerhard Zarbock: Phasenfahrplan VT: Aufgaben und Strukturierungshilfen für Therapeuten und Supervisoren. Pabst 2010.
16) Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie wbpsychotherapie.de Abgerufen am 29. März 2014.
17) Volker Köllner, Michael Broda: Praktische Verhaltensmedizin. Stuttgart 2005.
18) Peter Fiedler: Verhaltenstherapie mon amour: Mythos – Fiktion – Wirklichkeit. Stuttgart 2010.
19) Anil Batra, Reinhard Wassmann, Gerhard Buchkremer (Hrsg.): Verhaltenstherapie. Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. Thieme, 2006.
20) Anil Batra, Gerhard Buchkremer, Reinhard Wassmann: Verhaltenstherapie: Grundlagen – Methoden – Anwendungsgebiete. 4. Auflage. Stuttgart 2013.
21) Michaela A. Swales, Heidi L. Heard: Dialektische Verhaltenstherapie. Junfermann, 2013.
22) Th. Heidenreich, J. Michalak (Hrsg.): Die „dritte Welle“ der Verhaltenstherapie. Grundlagen und Praxis. Beltz, 2013.
23) Stellungnahme zur Prüfung der Richtlinienverfahren gemäß §§ 13 bis 15 der Psychotherapie- Richtlinie, Verhaltenstherapie Stellungnahme der Bundespsychotherapeutenkammer vom 10. November 2009.
24) M. Hautzinger (Hrsg.); Gerald C. Davison, John M. Neale: Klinische Psychologie. Belz PVU, Weinheim 2002.
25) H. Reinecker: Bestrafung. In: M. Linden, M. Hautzinger (Hrsg.): Verhaltenstherapiemanual. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-75739-9.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Verhaltenstherapie. 07.11.2019).